Weitblick und Humor als Kennzeichen eines Bischofs Zum 50. Todestag von Bischof Dr. Ferdinand Sigg

(Geboren am 22. März 1902 in Thalwil und gestorben am 27. Oktober 1965 in Zürich).

 

 Ferdinand Sigg schrieb vier Jahre vor seinem überraschenden Heimgang:

"Das kurze Leben, das mir für meine tausend Ideen geschenkt worden ist, steht allein unter der Gnade Gottes, deren ich mir bis zum letzten Augenblick bewusst bleiben werde."

 

Ferdinand Sigg war ein begnadeter Pfarrer der Methodistenkirche, dann der Sekretär von Bischof John Louis Nuelsen, und später der erste europäische Bischof der neugebildeten Zentralkonferenz der Bischöflichen Methodistenkirche in Mittel- und Südeuropa.

 

Er war in vielen Sparten ein führender Kopf: 1936 wurde er während einer wirtschaftlichen Krise Direktor der Christlichen Vereinsbuchhandlung, des schweizerischen methodistischen Verlags in Zürich. Nach dem Krieg half er von der Schweiz aus beim Wiederaufbau des deutschen Verlags und der dazugehörigen Druckerei in Frankfurt.

Schon früh engagierte sich Sigg für die Ökumene: Ab 1942 war er Vertreter der Bischöflichen Methodistenkirche im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund. Acht Jahre präsidierte er den Schweizerischen Evangelischen Missionsrat. Er wirkte von Anfang an mit im Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS), das nach dem Zweiten Weltkrieg für den kirchlichen Wiederaufbau in Europa gebildet wurde. 1948 nahm er als Dolmetscher an der Gründungsversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Amsterdam teil.

1954 kam es in Brüssel zur konstituierenden Sitzung der neugebildeten Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, zu der die bischöfliche Methodistenkirche in der Schweiz, Frankreich, Österreich, Belgien, Polen, der damaligen Tschechoslowakei, Ungarn, dem damaligen Jugoslawien, und Bulgarien sowie die methodistische Sektion in Nordafrika gehörten. Die Mehrzahl der Staaten stand unter kommunistischer Herrschaft und in manchen Ländern waren Methodisten Opfer von Verfolgungen. Ferdinand Sigg wurde von dieser Konferenz zum Bischof gewählt.

Im Ökumenischen Rat der Kirchen und bei dessen Kommissionen für Glauben und Kirchenverfassung in Lund 1952 und Montreal 1964 hatte er mitgearbeitet. Der Zweiten Tagung der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) im April 1959 in Prag ließ er Grüße überbringen, und in der II. Allchristlichen Friedensversammlung 1964 in Prag hatte er mitgearbeitet.

Am 27. Oktober 1965 verstarb Ferdinand Sigg völlig unerwartet im Amt. 1966 wurde Franz Schäfer zu seinem Nachfolger als Bischof gewählt.

 

Einer seiner Freunde, Dr. F. Raaflaub vom Schweizerischen Evangelischen Missionsrat schrieb: "Ferdinand Sigg eignete eine ausser gewöhnliche Kontaktfähigkeit. Sein Humor, der nie oberflächlich wirkte, hat ihm auch in Afrika und Asien viele Herzen gewonnen. Er sah ja im Mitmenschen, gleichgültig welcher Rasse er angehörte, immer einen Bruder... wir alle, die wir ihn persönlich so gut kannten oder durch das Anliegen der Mission mit ihm verbunden waren, danken Gott, dass er uns diesen weitblickenden, glaubensstarken und weisen Mann geschenkt hat."

 

Notiert durch Heinrich Bolleter, Bischof im Ruhestand

27.10.2015

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0