Zusammenlegung von Kirchgemeinden... wie kann das gelingen?


Kirchenwachstum, so wurden wir noch gelehrt, erfolge am ehesten durch „Zellteilung“. Der kleinen Gruppe wurde zugetraut, sich missionarisch zu öffnen.

Neulich bin ich über einen Buchhinweis gestolpert. Das Buch beschreibt einen neuen Trend in den USA: es werden Gemeinden fusioniert. Die Gründe dazu seien sehr verschieden, aber der Erfolg sei nicht sehr ermutigend. Leider ist das Buch bisher nur in Englisch erschienen.

Gemeinden, welche zusammengeführt werden, beschäftigen sich zu oft mit Details, welche nicht zukunftsweisend sind. Wo im Namen einer „Überlebensstrategie“ fusioniert wird, liegt der Fokus meist auf den Fragen, wie können wir unsere besondere Identität erhalten, oder wie sichern wir uns den nötigen Einfluss nach der Zusammenlegung. Vielleicht auch: Welches Abendmahls-Geschirr wird in Zukunft verwendet? Wie bleiben die einst gespendeten Kirchenfenster oder die Orgel des zu verlassenden Gebäudes den Nachkommen erhalten? Wer aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen des Überlebens Gemeinden zusammenführt, der verliert mehr als er gewinnt. Die Beteiligten werden sich auf einen möglichst schmerzlosen status quo einigen.

In ihrem Buch „Better Together: Making Church Mergers Work“ (Jossey-Bass, 2012), beobachten die Autoren Jim Tomberlin and Warren Bird die neue Welle der Zusammenführung von Kirchgemeinden in den USA. Seit 1990 haben diese Zusammenführungen von Gemeinden stets zugenommen. Zwei Prozent aller protestantischen Kirchen in den USA fusionieren jedes Jahr. Dabei sind es nicht nur schwache Gemeinden, welche durch eine Fusion überleben wollen. Es gibt auch grosse Gemeinden, welche wie die internationalen Grosskonzerne durch Fusion wachsen wollen. Ein Fünftel der Mega-Churches haben andere Gemeinde mehr oder weniger freundschaftlich „übernommen“, um ihren missionarischen Einfluss zu verbreitern.

Das Buch zeigt auf, dass missionarisch motivierte Fusionsprojekte erfolgreich sein können. Dazu die folgenden Fakten und Trends: Die Autoren sehen gute Chancen, wo mindestens einer der Partner missionarisch stark ist. Diese starke Gemeinde gibt der fusionierten Gemeinde ein gesundes DNA. Die schwächere Gemeinde wird fusionswillig, wenn die Schmerzgrenze des Überlebenskampfes erreicht ist. Wenn zwei gleichstarke Gemeinden fusionieren, müssen beide Seiten vorbereitet werden und auch willig sein, Risiken einzugehen und sich transformieren zu lassen. Ausserdem haben zusammengeführte Gemeinden mehr missionarische Chancen, wenn sie beide Lokalitäten behalten und sich nicht in die bequeme Fusion unter einem Dach ergeben. Es gibt jedoch Erfahrungen, wo durch die Zusammenführung die Mission gestärkt und die Ressourcen vermehrt wurden.

Mission ist der Schlüssel

Tomberlin and Bird halten daran fest, dass eine erfolgreiche Zusammenführung aufgrund einer starken, gemeinsamen, missionarischen Vision gelingen kann. Eine Fusion als pure Überlebensstrategie funktioniert nicht. Die Gemeinden müssen eine Überzeugung haben, dass sie gemeinsam besser nach aussen wirken können.

„Better Together“ ist lesenswert und anregend. Erkenntnisse sollen jedoch nicht rezeptartig in den eigenen Kontext übertragen werden. Es hat sich gezeigt: wenn Gemeinden zusammenrücken, braucht es eine missionarische Vision.

Ann A. Michel ist Co-Direktorin am Lewis Zentrum für ‚Church Leadership’. Sie hat das Buch positiv besprochen: Better Together by Jim Tomberlin and Warren Bird is in the Leadership Network Series published by Jossey-Bass 2010.

http://www.churchleadership.com/leadingideas/leaddocs/2012/121128_article.html

 

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